Die gesundheitliche Versorgung von Kindern ist elementar und doch vielerorts auf Kante genäht. In manchen Regionen Baden-Württembergs, so auch im Raum Pforzheim, ist sie nicht ausreichend gesichert. Schon heute sind Stellen in der Pädiatrie unbesetzt, und durch die Altersstruktur, bei der viele Ärzt:innen kurz vor dem Ruhestand stehen, wird sich die Lage in den kommenden Jahren weiter verschärfen.
Umso mehr habe ich mich gefreut, gemeinsam mit Sozialminister Manne Lucha die Kinderarztpraxis von Dr. Özmen in Knittlingen zu besuchen. Dr. Özmen hat eine der zehn vom Land Baden-Württemberg finanzierten Weiterbildungsstellen für Kinderärzt:innen erhalten. Diese Stelle ermöglicht es einer jungen Ärztin aus dem Klinikum Karlsruhe, für ein Jahr in der Praxis mitzuarbeiten, wertvolle praktische Erfahrung zu sammeln und so zur besseren Versorgung in der Region beizutragen.
Hintergrund: Kontingentierte Weiterbildung
Kinderärzt:innen zählen wie andere Fachärzt:innen zu einer Berufsgruppe, deren Weiterbildung bundesweit von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) kontingentiert wird. In Baden-Württemberg sind aktuell nur 40 solcher Weiterbildungsstellen zugelassen. Im Gegensatz dazu ist die Weiterbildung von Hausärzt:innen nicht begrenzt, diese Plätze werden von der KV bezahlt.
Da der Mangel an Kinderarztpraxen in Baden-Württemberg vielerorts spürbar ist, hat das Land im Bundesrat einen Antrag gestellt, die Weiterbildung in der Pädiatrie analog zu den Hausärzt:innen von dieser Begrenzung zu befreien. Der Antrag wurde einstimmig angenommen, was Hoffnung gibt, dass sich die Situation künftig verbessern kann. Wann und wie genau der Bundestag diesen Beschluss umsetzt, ist jedoch noch offen.
Land springt übergangsweise ein
Um die Zeit bis zu einer bundesweiten Lösung zu überbrücken, hat Baden-Württemberg für die Jahre 2024 und 2025 jeweils zehn zusätzliche Weiterbildungsstellen für Kinderärzt:innen aus Landesmitteln finanziert. Eine dieser Stellen ging an die Praxis von Dr. Özmen in Knittlingen. Dies ist ein wichtiger Beitrag, um kurzfristig Entlastung zu schaffen und jungen Ärzt:innen den Einstieg in die ambulante Versorgung zu ermöglichen.
Eines ist klar: Kinder brauchen wohnortnahe und qualitativ hochwertige medizinische Versorgung, sowohl heute als auch in Zukunft. Dafür braucht es mehr Nachwuchs in der Pädiatrie, bessere Rahmenbedingungen für die Weiterbildung und eine nachhaltige Unterstützung durch den Bund.
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