Ende Januar hatte die Diakonie in Pforzheim und Enzkreis alle Kandidierenden eingeladen, in einer diakonischen Einrichtung zu hospitieren. Ich habe mich für die Flüchtlingsberatung entschieden und war deshalb in zwei Flüchtlingsheimen in Pforzheim, vormittags in der Eutinger Straße und nachmittags im neuen Flüchtlingsheim im ehemaligen Thalisgebäude.
In der Eutinger Straße ging es vergleichsweise ruhig zu. Hier leben zum überwiegenden Teil Flüchtlinge aus dem Westbalkan, also Menschen mit wenig Bleibeperspektive. Bei der Beratung ging es z. B. um das Vermitteln von Arztterminen, Hilfe bei Formularen oder das Vermitteln eines Zuschusses für einen Schulausflug für eine Schülerin. Notwendige Hilfe bei der Verständigung gelingt, indem Dolmetscher*innen über das Telefon zugeschaltet werden.
Im erst kürzlich bezogenen Thalisgebäude fand ich eine vollkommen andere Situation vor. Hier drängten sich Menschen vor den Beratungszimmern. Die Mitarbeiter*innen versuchten, von den Neuankömmlingen die Sprach- und Schriftkenntnisse zu erfassen, um sie so in die richtigen Kurse zu schicken. Ein Dolmetscher war anwesend, vieles ging auch mit Improvisation.
Ich habe in beiden Häusern unglaublich engagierte Mitarbeiter*innen erlebt, die mit viel Improvisationstalent Schwierigkeiten zu meistern versuchen. Erschreckt hat mich jedoch, dass sowohl an der Unterkunft in der Eutinger Straße, die ja schon lange besteht, als auch in der neuen Thalisunterkunft einfachste technische Hilfsmittel fehlen. In der Eutinger Straße gibt es ein Telefon, nachdem lange Zeit nur mit privaten Handys telefoniert werden konnte. Dazu ist ein Karteikasten mit Karteikarten vorhanden, um notwendige Informationen über die Personen festzuhalten. Im Thalisgebäude gab es Zettel und Stift. Nach Auskunft der Mitarbeiter*innen hat es die Stadt Pforzheim bisher versäumt, Leitungen oder Zugänge für Laptops und PCs zu schaffen. Ob das überall so läuft, kann ich nicht sagen. Aber ein effizientes vernetztes Arbeiten ist so sicher nicht möglich.
Am vergangenen Mittwoch gab es als Abschluss dieser Aktion „Sichtwechsel“ im Diakonischen Werk in Pforzheim eine Veranstaltung. Zunächst konnten wir Kandidierenden an Stehtischen mit den Anwesenden ins Gespräch kommen über die Aktion und auch sonstige Fragen aufnehmen. In der nachvollgenden Podiumsdiskussion konnten wir alle einen kurzen Überblick über unsere jeweiligen Einsätze geben. Die anschließende Diskussion bezog sich dann entgegen der Ankündigung allerdings ausschließlich auf das Thema Pflege.
Eines ist sicher: solche Hospitationen geben einen viel intensiveren Einblick in Probleme als dies jede Abhandlung tun könnte. Deshalb waren der Tag in der Flüchtlingsberatung wie auch die Gespräche an den Stehtischen mit den Betroffenen in der Sozialarbeit für mich sehr wertvoll!
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