Die Veranstaltung Erneuerbare Energien und Denkmalschutz, zu der Stefanie Seemann MdL am 22.09.2023 nach Mühlacker-Lienzingen eingeladen hatte, startete bei strahlendem Sonnenschein an der Kirchburg im Mittelpunkt des Etterdorfes. Gemeinsam mit der Sprecherin für Denkmalschutz der Grünen Landtagsfraktion, Barbara Saebel, und über 40 Teilnehmenden informierte die Abgeordnete über Neuerungen im Bereich Denkmalschutz. So ist es nun möglich, auf vielen denkmalgeschützten Dächern PV-Anlagen zu installieren. Über das Für und Wider dieser Möglichkeit wurde auf einem Fachgespräch diskutiert, an dem auch Frau Marques Berger vom Netzwerk „Fachpartner Denkmalpflege und Fachwerk“ und Klima- und Energieagentur Enzkreis und Pforzheim sowie die Herren Kaucher als Energieberater mit viel Fachwissen teilnahmen.


Dank Ursula Stierle wurde die Veranstaltung mit einer fachkundigen und launigen Führung eröffnet. Sie vermittelte ein Gefühl dafür, wie sich das Leben im alten Ortskern gestaltet.

Der Enzkreis ist in Sachen Denkmalen ein Vorbild fürs ganze Land: Es gibt vor Ort viele Fachfirmen und den UNESCO-Standort Maulbronn vor der Tür. Mit dem Etterdorf Lienzingen gibt es zusätzlich ein in ganz Baden-Württemberg fast einzigartiges Ensemble im Enzkreis. Hier zeigen sich auch die regional gegensätzlichen Beispiele in Bezug auf Ortsbildverluste wie in Pforzheim und der Gesamtanlage hier im Etterdorf.

Um Fachwerk- und Denkmalgebäude zu erhalten hat sich das Netzwerk Fachpartner Denkmal und Fachwerk gegründet, dem auch einige Anwesenden angehörten. Dies diente als Vorbild für denkmalnetzBW, das Barbara Saebel ins Leben gerufen hat.

Wir müssen zukünftig Flächen schonen, (lebendige) Ortskerne erhalten und sie durch Umnutzungen nachverdichten. Das ist eine urgrüne Forderung. Gleichzeitig wollen historische Ortskerne bewahrt werden. Dies kann das Land, kann eine Kommune nicht selber tun. Dies müssen die Menschen tun, die die historischen Gebäude bewohnen – denn nur nutzbare Gebäude bleiben langfristig erhalten. Dies geht aber nur, wenn das Leben und Arbeiten in den historischen Ortskernen halbwegs modern und nachhaltig möglich ist.

Interessant für viele Gemeinden

Vor diesen Herausforderungen stehen viele Gemeinden im Enzkreis, nicht nur Mühlacker. Als Gemeinderätin war ich auch an dem Beschluss für ein Solarkatasters ‚light‘  für das Etterdorf beteiligt, das nun laut Aussage des Baurechtsamtes gegen Anfang des kommenden Jahres vorliegen soll. Dazu wurden von Amtsseite, gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege (LAD) Stadtbausteine, Kernzonen sowie Fern- bzw. Außenansichten definiert. Diese Aufzeichnungen und Bilder werden in Zusammenarbeit mit der Geoinformation digitalisiert und schließlich dem LAD zur Freigabe vorgelegt.

Dies hat ganz praktische Auswirkungen für die Bürgerinnen und Bürger. Sie bekommen Planungssicherheit, wenn sie ihr Denkmal sanieren wollen. Und das wollen einige, wie man an der Nachfrage an den Landesmitteln für das zwischen 2006 und 2022 laufende Sanierungsgebietes sehen kann! Und es geht weiter: Alleine hier im Etterdorf Lienzingen sind wir an einigen Baustellen vorbeigekommen, auf denen kernsaniert oder umgenutzt wird. Um diese Entwicklung zu fördern, gibt es auch eine Neuerung im neuen Klimaschutzgesetz des Landes von März 2023 mit Auswirkung auf das Denkmalschutzgesetz. Was bedeutet das also in der denkmalpflegerischen und baulichen Praxis? Nachhaltigkeit bei Denkmalen zeigt sich in vielen Facetten, wie die hier anwesenden Expertinnen und Experten zeigen werden.


Nicht jedes denkmalgeschützte Gebäude ist für eine PV-Anlage geeignet. Gerade Kulturdenkmale wie das Kloster Maulbronn oder einige Kirchen seien weiterhin streng geschützt. Aus sei die Gesamtklimabilanz eines alten Gebäudes mit einzubeziehen; gerade Fachwerkhäuser, die zum Teil seit Jahrhunderten stehen, seien in sich schon CO2-Speicher. Dennoch hat sich die Genehmigungspraxis bereits jetzt verändert. Selbst im Etterdorf mit einem besonders hohen Schutzstandard werden PV-Anlagen nun regelhaft erlaubt werden. Gerade rückwärtige Gebäude wie Scheunen oder Stallungen böten sich dabei an, ohne dass der Gesamteindruck des Ensembles unnötig leiden würde. Denn es ist auch klar, dass alte Gebäude ein Schatz der Kulturgeschichte unserer Gemeinden und unseres Landes sind. Sie zu erhalten setze aber voraus, dass sie einer zeitgemäßen Nutzung zugeführt werden können.