Pressemitteilung

Keltern/ Dietlingen, 13.10.2020

Am Wochenende besuchte Stefanie Seemann, MdL für Bündnis 90/ Die Grünen, eines der ältesten Naturschutzgebiete Baden-Württembergs, den Dietlinger Essigberg. Der Einladung von Nebenerwerbslandwirt Klaus Nittel aus Keltern folgten auch Manfred Dengler, Rolf Mertz und Christin Grüne, die den Grünen Ortsverband im Kelterner Gemeinderat vertreten. Nachdem im vergangenen Jahr bereits eine Wanderung zur Flora des Essigbergs stattgefunden hatte, traf man sich am vergangenen Sonntag, um sich die Besonderheiten der Bewirtschaftung des NSG mittels Freilandeseln erläutern zu lassen.

„Aus Sicht des Naturschutzes ist das Projekt von Klaus Nittel, einen Wald mit freilebenden Eseln zu beweiden, sehr wertvoll. Ich bin froh, dass es so engagierte Menschen im Enzkreis gibt, die bereit sind, immer wieder Neues auszuprobieren“, freute sich Stefanie Seemann. Klaus Nittel beweidet seit einigen Jahren die bewaldeten Hänge des Gebietes mit Hinterwälder Rindern. Neu sind in diesem Sommer vier Esel, die er extra zu diesem Zweck von einer Züchterin aus dem Schwarzwald geborgt hat. Die Besonderheit: Die Esel sind genügsamer und weiden andere Pflanzenarten ab als die Hinterwälder Rinder. So wird die wertvolle Kulturlandschaft durch verschiedene Arten von Weidetieren vor dem Zuwachsen bewahrt.

Spannend sei, dass die Beweidung vor allem Waldflächen betreffe, stellte Seemann fest. Durch die Beweidung trifft mehr Licht auf den Waldboden und neue Arten bekommen die Chance, sich anzusiedeln. Das betrifft nicht nur Pflanzen – auch Insekten bekommen eine neue Chance. Das gesamte Ökosystem, das in der Kulturlandschaft über Jahrhunderte entstanden ist, wird durch die Beweidung im Gleichgewicht gehalten. Eine Arbeit, die von Menschenhand gar nicht oder nur mit großem Aufwand zu leisten ist. So bleiben beispielsweise langsam wachsende und sehr stachelige Wacholdersträucher stehen, die einer Bewirtschaftung mit der Motorsense regelmäßig zum Opfer fallen würden.

Die Esel, die noch bis Ende Oktober in Dietlingen stehen werden, stammen ursprünglich aus den Pyrenäen und sind, ähnlich wie Nittels Hinterwälder Rinder, eine vom Aussterben bedrohte Nutztierrasse. In ihrer ursprünglichen Heimat werden sie unter anderem als Lasttiere genutzt. Aber auch in Deutschland erfreuen sich die sanften Tiere immer größerer Beliebtheit als Begleiter für Wanderungen. Die bietet Nittel bisher zwar nicht an. Neben seinen Brotjob sind die Tiere vor allem ein Hobby, mit dem er aktiven Naturschutz betreibt. Besuchen kann man Familie Nittel dennoch: Auch wenn in diesem Jahr der beliebte Almabtrieb mit den Rindern ausfallen muss, kann auf ihrem Hinterwälder Hof regelmäßig Rindfleisch erworben werden.