Die Hochschule Pforzheim erhält vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (MWK) eine Förderung von 500.000 Euro über fünf Jahre, um mit dem Projekt „MINTerest“ mehr junge Menschen für ein Studium in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zu gewinnen. Aus diesem Anlass besuchte die Grünen-Landtagsabgeordnete Stefanie Seemann die Hochschule und informierte sich vor Ort ausführlich über Ziele, Hintergründe und konkrete Maßnahmen des Projekts.

Ausgangspunkt für den Antrag war, dass die Hochschule – insbesondere im MINT-Bereich – mit rückläufigen Studierendenzahlen zu kämpfen hatte, vor allem bei Frauen und bei Studierenden mit Migrationshintergrund. Inzwischen haben sich die Zahlen zwar wieder verbessert, doch die strukturelle Herausforderung bleibt: Nach wie vor studieren an der Hochschule Pforzheim mit ihren rund 6.000 Studierenden deutlich zu wenige Frauen in MINT-Fächern. Zugleich lebt in Pforzheim eine Bevölkerung, von der etwa 60 Prozent einen Migrationshintergrund haben. Darin sieht die Hochschule ein großes Potenzial, aber auch einen klaren Auftrag, Bildungs- und Aufstiegschancen gezielt zu stärken.

„Wir brauchen mehr junge Menschen in MINT und zwar aus der ganzen Breite unserer Gesellschaft“, betonte Stefanie Seemann. „Mädchen und junge Frauen, ebenso wie Jugendliche mit Migrationshintergrund, dürfen nicht durch Rollenbilder oder mangelnde Information ausgebremst werden. Genau hier setzt MINTerest an.“

Im Gespräch mit Chantelle Henn und Verena Herrmann aus dem Projektteam, Claudia Röseling (Leiterin der Zentralen Studienberatung) sowie Anouk Widmann aus der Studierendengewinnung wurde deutlich, wie systematisch das Projekt aufgebaut ist. Ursprünglich sollte MINTerest bereits zu Beginn des Jahres starten, doch die Besetzung der Projektstellen verzögerte sich. Inzwischen sind beide Stellen mit Chantelle Henn und Verena Herrmann besetzt.

Das Projekt läuft bis 2029 und stellt pro Jahr rund 100.000 Euro zur Verfügung. Damit werden die beiden Projektstellen finanziert sowie zusätzliche Sachmittel bereitgestellt. Die Aufgaben sind klar verteilt:

  • Verena Herrmann verantwortet vor allem die Beratung und Studienorientierung für Jugendliche in der MINT-Phase der Entscheidungsfindung.
  • Chantelle Henn entwickelt und koordiniert Workshops und Formate, die MINT „erlebbar“ machen – sowohl an der Hochschule als auch vor Ort in Schulen und Einrichtungen.

Ein Schwerpunkt von MINTerest liegt darauf, MINT-Angebote niedrigschwellig und lebensnah zu gestalten. Auf bestehende Formate wie den Workshop „Become a Future Innovator“ im Factory Space, den Girls’ Day, Messeauftritte und Vorträge wird aufgebaut. Diese Formate sollen nun mobiler werden: Künftig möchte die Hochschule verstärkt direkt in Schulklassen, Vereine und Jugendzentren gehen und MINT-Angebote vor Ort durchführen, etwa im Rahmen von Ferienbetreuung oder Projekttagen. Ergänzend sind Online-Formate geplant.

Besonders wichtig ist dem Projektteam, Mädchen mit und ohne Migrationshintergrund gezielt anzusprechen. Hier setzt MINTerest stark auf Vorbilder: So wurde beispielsweise hervorgehoben, dass es im Maschinenbau inzwischen eine erste Professorin gibt, und dass weibliche MINT-Studierende sichtbarer werden sollen. Formate wie „Talkabout“, bei denen Studierende in einem Frühstückssetting über ihren Studienalltag berichten, sollen gezielt als „Mädelsfrühstück“ für Interessentinnen ausgebaut werden. Auch Tage des Mitlaufens – bei denen Schülerinnen Studierende einen Tag lang begleiten – sind geplant.

Zugleich weiß die Hochschule, dass erfolgreiche MINT-Orientierung oft früh beginnen muss, eigentlich noch vor der Wahl naturwissenschaftlicher Leistungskurse. Da das Förderprojekt formal auf die Oberstufe fokussiert ist, versucht MINTerest, diese Lücke durch Kooperationen mit Jugendzentren und frühen Kontaktformaten zu verkleinern. Ein weiterer Baustein ist die Ansprache von Eltern, gerade bei Mädchen mit Migrationshintergrund, um gemeinsam Perspektiven und Karrierewege im MINT-Bereich aufzuzeigen.

Flankiert wird dies durch intensive Netzwerkarbeit und Öffentlichkeitsarbeit, die an der Hochschule gebündelt wird. Kooperationen mit zahlreichen Schulen in der Region sollen ausgebaut, Erfahrungen anderer Hochschulen genutzt und ein Angebotskatalog für Schulen, Vereine und Einrichtungen bereitgestellt werden. Rückmeldungen aus Workshops, Feedbackbögen und regelmäßige Qualitätsrunden sollen sicherstellen, dass erfolgreiche Formate verstetigt und weiterentwickelt werden – auch über die Laufzeit der Förderung hinaus.

„Die Hochschule Pforzheim zeigt mit MINTerest, wie moderne und diversitätssensible Studienorientierung aussehen kann“, so das Fazit von Stefanie Seemann. „Niedrigschwellige Angebote, starke Vorbilder, enge Zusammenarbeit mit Schulen und Eltern – das alles hilft dabei, Talente zu entdecken, die sonst womöglich verloren gingen. Dass das Land dieses Engagement mit einer langfristigen Förderung unterstützt, ist ein wichtiger Schritt für unseren Innovations- und Wirtschaftsstandort und für mehr Chancengerechtigkeit in der Bildung.“