Am 6. November habe ich auf einem Podium über Bibliotheken, freien Zugang zu Information und unsere demokratische Streitkultur in Baden-Württemberg diskutiert. Deutlich wurde: Bibliotheken sind weit mehr als Ausleihstellen. Sie sind Lern- und Kulturorte, Treffpunkte für alle Generationen und Schutzräume gegen Desinformation. Gerade in Zeiten polarisierter Debatten bieten sie verlässliche Orientierung – analog im Haus und digital vor Ort.

Ein Schwerpunkt war die Frage, wie Bibliotheken ihre Bestände verantwortungsvoll kuratieren. Für mich ist klar: Kuratieren ist Auftrag, keine Zensur. Es braucht transparente Kriterien, Vielfalt der Perspektiven und Altersangemessenheit. Grenzen setzt das Recht – insbesondere Jugendschutz und Strafrecht. Weltanschauliche Verbote lehne ich ab: Strafbares bleibt draußen, die Debatte bleibt drinnen. Ebenso wichtig ist ein fairer Umgang mit Kritik. Bibliotheken brauchen veröffentlichte Beschwerdeverfahren, fachlich getragene Entscheidungen und eine gute Dokumentation – und dafür politischen Rückenwind.

Wir haben auch über die Rahmenbedingungen gesprochen: Viele Häuser stemmen ihre Aufgaben mit knappen Budgets und dennoch wachsender Verantwortung – vom Vorlesenachmittag bis zur Medienbildung. Damit Bibliotheken Orte des freien, demokratischen Austauschs bleiben, setze ich mich für verlässliche Förderung ein, auch im ländlichen Raum, für digitale Angebote vor Ort, für Qualifizierung der Teams und dafür, Bibliotheken als „Dritte Orte“ mit praxistauglichen Öffnungszeiten zu denken.

Mein Fazit des Abends: Wenn wir wollen, dass Menschen sich informieren, miteinander ins Gespräch kommen und unterschiedliche Meinungen aushalten können, dann müssen wir genau die Orte stärken, an denen das gelingt. Bibliotheken leisten das jeden Tag – leise, wirksam, für alle. Herzlichen Dank an die Mitdiskutierenden, das engagierte Publikum und die Gastgeber*innen. Ich bleibe dran: für verlässliche Förderung, digitale Teilhabe in jeder Gemeinde und starke, transparente Verfahren – damit wir miteinander reden, nicht übereinander.

Foto: Julian Rettig