Im Rahmen der bundesweiten Aktion „Schichtwechsel 2025“ der Bundesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM) hat die Landtagsabgeordnete Stefanie Seemann (Grüne) die Reha-Werkstatt der Caritas Pforzheim in Mühlacker besucht. Für einen Vormittag wechselte sie die Perspektive: Nach einer Führung durch die Werkstatt verpackte sie selbst eine halbe Stunde lang Kosmetikprodukte und kam dabei mit den Beschäftigten ins Gespräch. Der „Rückwechsel“ in den Landtag ist für November 2025 geplant.
„Der Einladung für den Schichtwechsel bin ich sehr gerne nachgekommen,“ so Seemann. Der Besuch sei sehr bereichernd gewesen. „Solche Gelegenheiten nehme ich seit meinem Amtsantritt vor neun Jahren immer wieder mit Freude wahr.“ Im direkten Kontakt erfahre man immer am meisten übereinander.
Die Reha-Werkstatt in Mühlacker ist eine Zweigstelle der Caritas-Werkstatt in Pforzheim und durch ihre Bahnhofsnähe gut erreichbar – auch für Beschäftigte aus dem Umland. Drei Arbeitsgruppen, jeweils von einem Anleiter betreut, bieten Menschen mit psychischen Erkrankungen einen geschützten Arbeitsplatz. Viele von ihnen haben Ausbildungen oder Berufserfahrung, konnten den Belastungen des allgemeinen Arbeitsmarkts jedoch nicht standhalten. „Hier zählt nicht der Leistungsdruck, sondern die Möglichkeit eines geregelten Tagesablaufs, sinnvoller Beschäftigung und sozialer Kontakte“, betonte Herr Andreas Weber, der die Werkstatt leitet.
Im Austausch mit Herrn Weber und Herrn Jürgen Halbleib, dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden des Caritasverband e.V. Pforzheim, wurde deutlich, dass die Werkstätten trotz ihrer wichtigen Arbeit unter einem „starren Korsett“ leiden. Mehr Flexibilität und Durchlässigkeit seien dringend notwendig. Es werde zwar immer sorgfältig geprüft, ob eine Person in der Lage ist, den „geschützten“ Werkstattbereich zu verlassen und diese dabei entsprechend unterstützt. „Doch bei einer Rückkehr besteht eine Lücke, die die Politik unbedingt angehen muss,“ stellte Herr Halbleib fest. Denn wer den geschützten Rahmen verlasse, könne bislang nicht einfach zurückkehren – ein neues Eingliederungsverfahren dauert im Schnitt zwei Jahre.
„Inklusion ist wichtig und richtig. Aber wir müssen realistisch sehen, dass es auch Menschen gibt, die trotz Unterstützung nicht dauerhaft in einem regulären Betrieb arbeiten können. Für sie bleibt der Werkstattbereich unverzichtbar“, sagte Herr Weber. Die Caritas Pforzheim beteiligt sich aber auch an neuen Projekten z.B. im Rahmen ihres Inklusionsbetriebes im Bereich Garten- und Landschaftspflege mit einer künftig angebotenen Helfer-Ausbildung.
Seemann betonte: „Alle Menschen haben ein Recht auf Teilhabe. Unsere Gesellschaft muss inklusiver werden und wir müssen lernen, Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit anzunehmen.“ Daher begrüßt sie, dass die Caritas sich an neuen Projekten beteiligt.
Neben Fragen der Entbürokratisierung standen beim Besuch auch Themen wie Cybersicherheit und nachhaltige Gebäude für die Werkstätten auf der Agenda. Hier wünscht sich Herr Halbleib mehr Unterstützung und Förderung.
Auf den Besuch der Mitarbeitenden der Werkstatt freue sich die Abgeordnete schon jetzt. „Es ist mir immer eine Freude, Menschen den Landtag zu zeigen und ganz konkret den politischen Betrieb zu erklären.“ Die Fahrt am 10.11.25 steht allen Interessierten offen. Wer mitkommen möchte, meldet sich im Büro von Frau Seemann unter 07231 / 7766 145 oder stefanie.seemann@gruene.landtag-bw.de.

Neueste Kommentare