Seit dem Herbst 2023 bin ich im Grünen Arbeitskreis für Wissenschaft, Forschung und Kunst kulturpolitisch für die Keltenkonzeption des Landes zuständig. Da liegt es nahe, das Keltenmuseum im Eberdinger Ortsteil Hochdorf/Enz zu besuchen und in die Geschichte der Kelten einzutauchen. Einen Einblick hinter die Kulissen des Museums, also das Herz der musealen Arbeit, gab mir der Museumsleiter Prof. Dr. Thomas Knopf.

Neben seiner Tätigkeit im Museum ist er auch außerplanmäßiger Professor für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie an der Universität Tübingen. Das Museum richtet sich in seiner Arbeit auch an Kinder- und Jugendliche. Diese museumspädagogische Arbeit wird von Archäologin und Museumspädagogin Monica Kopf M.A. sehr engagiert betreut. Neben dem Besuch von Schulklassen, können Kindergeburtstage im Keltenmuseum gefeiert werden. Ganze 43 Kindergeburtstage konnte das Museum in 2023 ausrichtigen. Im Sommer bietet das Museum seinen Besucher*innen ein Sommerprogramm an, bei dem man sich im Textilhandwerk und der Schmiedekunst der Kelten ausprobieren kann.

Dass wir überhaupt ein Museum in Hochdorf/Enz haben, haben wir einem Sensationsfund vor 45 Jahren zu verdanken. 1978 wurde auf einem Feld ein komplett erhaltenes Keltengrab gefunden. Das ganz Besondere an diesem Jahrhundertfund – es war unberaubt und komplett erhalten – alle Schätze waren noch in der Grabkammer. Vor über 2500 wurde also genau dort ein ca. 1,80 Meter und ungefähr 50 Jahre alter Mann sehr prunkvoll begraben. Die Größe und das Alter sind schon außergewöhnlich für diese Zeit, denn damals waren Männer im Schnitt ca. 1,70 Meter groß und wurden ca. 35 Jahre alt.

Was den Mann aus Hochdorf/Enz aber noch außergewöhnlich macht, ist die Art, wie er begraben wurde. Das Hügelgrab hat einen Durchmesser von 60 Metern und eine Höhe von 10 Metern. Es ist damit das Größte seiner Art. Im Inneren der Grabkammer wurde der keltische Mann auf einem bronzenen Sofa mit zahlreichen prunkvollen Beigaben bestattet. Die originalen Fundstücke sind im Landesmuseum in Stuttgart ausgestellt. Wer genau in diesem großen Hügelgrab bestattet wurde, darüber ist sich die Forschung nicht einig. Veraltet ist jedoch die Bezeichnung Fürstengrab. Denn über die soziale Stellung des Bestatteten kann heute keine genaue Aussage getroffen werden. Es wird vermutet, dass der in Hochdorf/Enz Bestattete ein Priesterherrscher bzw. Priesterhäuptling hätte sein können. Darauf deuten zumindest einige Grabbeigaben hin.



Als Teil der Keltenkonzeption des Landes wird das Museum derzeit energetisch saniert, denn im Sommer waren dort Temperaturen von 38 Grad die Normalität und im Winter konnte man sich ohne warme Jacke kaum dort aufhalten. Neben einer Wärmepumpe werden eine PV-Anlage sowie neue Fenster installiert. Die Arbeiten sind im Gange und werden im Frühjahr 2024 fertiggestellt werden.

Deutlich wird, die Kelten haben von der frühen Eisenzeit bis zur Latènezeit (jüngere Eiszeit, 800-50 v. Chr.) die Region des heutigen Baden-Württembergs stark geprägt. Deshalb ist es von hohem Wert, dass wir mit der Keltenkonzeption diesen Entwicklungen Rechnung tragen. Wer die Kelten erleben möchte und damit auch die Frühgeschichte unseres Landes kennenlernen, dem kann ich einen Besuch im Keltenmuseum Hochdorf/Enz sehr empfehlen.