Gestern habe ich mich im Mühlacker Tagblatt zur Impfstrategie des Landes Baden-Württemberg geäußert. Das Thema ist in den vergangenen Tagen sehr kontrovers diskutiert worden und wird uns auch in den kommenden Wochen und Monaten weiter beschäftigen. Meine Antworten an das MT finden Sie im Folgenden.
Die Kritik an der Terminvergabe für die Impfzentren wächst. Welche Reaktionen erleben Sie als Abgeordnete?
Seemann: Dass das Thema die Menschen umtreibt, ist sehr verständlich. Auch ich bekomme immer wieder Anfragen dazu. Ich erkläre dann, dass, solange noch wenig Impfstoff zur Verfügung steht, die Verteilung eine Herausforderung ist. Wir haben ca. 1 Million Berechtigte in der ersten Priorität und nur 7000 Impfdosen pro Tag. Wenn nicht mehr Impfstoff kommt, wird es fast 5 Monate dauern, bis diese Gruppe geimpft ist. Wir agieren als Land BW nicht alleine, sondern sind abhängig von der Verteilung über die EU und die Bundesregierung. Ich bitte alle, noch Geduld aufzubringen.
Warum ist das Verfahren – ob online oder per Hotline – so umständlich, und warum gibt es keine Plattform auf regionaler Ebene, auf der sich die Risikogruppe anmelden kann?
Seemann: Auch hier gilt: Diese Entscheidung wurde von der Bundesregierung getroffen. Sie hat die bundesweite Hotline eingerichtet, über die die zentrale Anmeldung erfolgen muss. Wenn in den kommenden Monaten genügend Impfstoff vorhanden ist, können auch Hausärzte impfen, was das Verfahren sehr erleichtern wird.
Bereits gegen Mittag hieß es über die Hotline, der Impfstoff für Baden-Württemberg sei aufgebraucht. Wann rechnen Sie mit Nachschub?
Seemann: Eine Einschätzung dazu ist sehr schwierig. Sicher ist, in BW verimpfen wir immer nur 50 % des verfügbaren Impfstoffes und halten die 2. Hälfte für die zweite, ergänzende Impfung zurück, um diese ganz sicher durchführen zu können. Andere Länder verimpfen alle verfügbaren Dosen sofort. So entstehen die unterschiedlichen Zahlen. Dass unsere Strategie richtig ist, merken wir gerade, da zugesagte Lieferungen ausbleiben.
Bislang sind selbst in den Senioreneinrichtungen in der Region nur wenige Bewohner und Beschäftigte geimpft. Warum geht das nicht schneller und reibungsloser?
Seemann: Impfungen sind in den Heimen wesentlich aufwendiger durchzuführen als in den Impfzentren. Dafür sind mobile Impfteams notwendig, die nur begrenzt zur Verfügung stehen. Wichtig ist, dass das Sozialministerium in den nächsten Tagen die gesamte Bevölkerung im Land per Brief anschreibt, um über Anmeldung und Ablauf zu informieren.
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