MdL Seemann: „Vor Ort können wir viel bewirken! Ziel meiner Sommertour ist es daher, die heimischen landwirtschaftlichen Betriebe zu erkunden, den regionalen Vertriebs- und Verarbeitungswegen nachzuspüren und die lebendige Natur im Enzkreis zu erleben,“ so Seemann. „Ich besuche Landwirte, Betriebe, die Lebensmittel aus dem Enzkreis verarbeiten und Menschen, die sich für die Naturkreisläufe engagieren.“

Die grüne Landtagsabgeordnete Stefanie Seemann ist auf ihrer diesjährigen Sommertour „unterwegs durch die Bio-Musterregion“. In der Woche vom 25. bis 30. Juli sammelte sie vielfältige Eindrücke vom Engagement, aber auch den Sorgen und Nöten der sich der Bio-Musterregion verpflichteten Menschen.

 „Wunderbar, welche Kleinode es in unserem Landkreis gibt“, erklärt die ausgebildete Landschaftsgärtnerin und Soziologin Seemann und ergänzt nach einem Gespräch mit Patrick Mayer, dem Geschäftsführer des BUND Nordschwarzwald: „Allerdings sehe ich, wie oft Naturschutz und wirtschaftliche Interessen weiter auseinanderklaffen. Landwirtschaftliche Flächennutzungen, Ausweitung von Gewerbegebieten und Photovoltaik auf Freiflächen müssen heute aber immer auch die Folgen für Klima, Flora und Fauna im Blick haben. Das muss jede Kommune, jedes Wirtschafts- oder Landwirtschaftsunternehmen fachkundig miteinbeziehen. Auch müssen wir darüber nachdenken, welche land- und forstwirtschaftlichen Flächen sinnvoll stillgelegt werden können, damit wir auf einen Anteil von mindestens 4%, besser aber 10 %, zumindest bei kommunalen und Landesflächen kommen. Das ist ein wichtiger Schritt zur Bewahrung der Artenvielfalt. “

Gleichzeitig brauchen die Menschen, die sich vor Ort engagieren, sehr viel mehr Unterstützung und Anerkennung. „Ich bin beeindruckt, wie viel Wissen, Hingabe und Sachkunde zum Beispiel Gerlinde Roos in ihren Garten steckt. Behutsam, möglichst wenig eingreifend hat sie ein Paradies für „ihre“ Gartenbewohner geschaffen. Es summt, kriecht und fliegt überall. Ihr Garten ist ein Kreislauf, der sich selbst erhält. Und faszinierend ist, die Pflanzenvielfalt bewirkt, dass jede Pflanze ein eigenes Insektenpublikum hat“, freut sich Seemann. „Ich wünsche mir, dass diese Sachkunde mit Gemeinde und Naturschutz geteilt wird und nicht irgendwann verloren geht.“  

Der Besuch bei der Bioland Imkerei Hampel zeigt beispielhaft, wie sehr die zunehmenden Wetterextreme belasten. Stefanie Seemann erläutert: „Die Erträge beim Honig werden im Sommer mit extremer Trockenheit und Hitze weniger, denn dies führt zu weniger Pollenbildung und damit zu weniger Honig. Auf der anderen Seite habe ich erfahren, wie wichtig die Imkerei für den Obstbau ist. Wo es Bienenvölker gibt, kann der Ertrag um 30 % steigen.“

Ein weiteres Beispiel für die Bio-Musterregion ist der Geflügelhof Binder. „Hier haben sich Menschen fürs Tierwohl engagiert und produzieren Eier, deren Anteil an Kräuterfutter sehr hoch ist und die sehr gut schmecken“, führt Seemann aus. „Es zeigt sich wieder, dass kleinere Strukturen sehr viel für Klima und Artenvielfalt durch die Art der Bewirtschaftung bewirken können.“ Der Geflügelhof und die Kräuterei sind im Moment noch Nebenerwerb und „Herzenssache“, so die Binders.  Stefanie Seemann hat aber die Probleme und Sorgen erfahren: „Ich nehme mit, dass die Hürden für eine Erweiterung hoch sind, im Gegensatz zu anderen Gewerbebetrieben gibt es hier kaum Unterstützung, eine geeignete Hofstelle zu finden. Das darf so nicht sein! Hier müssen wir die Rahmenbedingungen verändern und landwirtschaftliche Betriebsstellen erhalten. Eine Umwandlung von Hofstellen in reine Wohnhäuser eventuell mit Hobbytierhaltung muss nachrangig sein.“

Seemann fasst zusammen: „Meine Besuche zeigen mir, wie wichtig die Maßnahme der Landesregierung war, die Bio-Musterregionen ins Leben zu rufen. Sie sind ein Instrument, um die Zusammenarbeit von landwirtschaftlichen und verarbeitenden Betrieben vor Ort zu entwickeln, und daraus neue Entwicklungen abzuleiten und weitere Ideen anzustoßen. So kann die steigende Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln aus der Region erfüllt werden. Ebenso wichtig ist aber auch das Dialogforum Landwirtschaft und Biologische Vielfalt, um Interessenkonflikte zwischen Naturschutz und Landwirtschaft zu bearbeiten.“