Stefanie Seemann zum Prozess gegen die Stadt Pforzheim

Pressemitteilung, Pforzheim/ Enzkreis, 28.04.2021

Seit 150 Jahren steht der Paragraf 218 im Strafgesetzbuch, der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland unter Strafe stellt. Entschließen sich Paare oder Frauen dennoch zur Beendigung einer ungewollten Schwangerschaft, müssen sie eine verpflichtende Beratung wahrnehmen, in der sie mit ausgebildeten Fachkräften über die Gründe ihres Wunsches sprechen müssen. Die so genannte Schwangerschaftskonfliktberatung ist im Strafgesetzbuch geregelt. Aus diesem Grund gibt es in Pforzheim eine Fachberatungsstelle von Pro Familia. Sie erfüllt einen vom Staat verlangten und finanzierten Auftrag.

„Ich bin froh, dass wir ein solches Angebot in der Region haben,“ so die Grüne Landtagsabgeordnete Stefanie Seemann, die selbst Fördermitglied bei Pro Familia ist. Seit einigen Jahren verfolge sie die Aktivitäten der zum Teil fundamentalistischen AbtreibungsgegnerInnen, die gerade in der Fastenzeit regelmäßig zu so genannten Mahnwachen vor der Beratungsstelle aufrufen. „Dass die Stadt Pforzheim diese Kundgebungen nur außerhalb der Sicht- und Hörweite der Beratungsstelle stattfinden lässt, finde ich richtig,“ stellt Seemann klar.

Die zum Teil martialische Sprache der Demonstrierenden und deren Anwälte hält sie für beleidigend und unwürdig. „Die Beratungsstelle von Pro Familia erfüllt einen gesetzlichen Auftrag, um Frauen und Paaren in schwierigen, oft existenziellen Lebenslagen zu unterstützen. Da ist es unerhört, diese als Abtreibungsberatungsstellen zu bezeichnen“, empört sich Seemann. Es dürfe nicht sein, dass solche Aussagen unkommentiert bleiben. „Die Beratungen sind ergebnisoffen und notwendig, um in Notsituationen zu helfen und die richtigen Entscheidungen treffen zu können,“ so Seemann. Keine Frau soll sich einen Weg durch die Menge bahnen müssen, um zu ihrem Recht zu kommen. Denn eines ist für die Abgeordnete klar: „Das Recht der Frauen zur Selbstbestimmung über ihren Körper ist ein sehr hohes Gut. Das gilt es zu schützen.“

Daher wird sie sich in der kommenden Legislaturperiode weiter dafür einsetzen, dass auch in Baden-Württemberg Bannmeilen um die Beratungsstellen möglich werden. Die Kommunen bräuchten endlich Rechtssicherheit und die Beratungsstellen Ruhe, um ihre so wichtige Arbeit bestmöglich zu machen, ist Seemann sich sicher.