In den vergangenen Jahren zeigten sich die Auswirkungen des Klimawandels und der Trockenheit insbesondere auch in unseren Wäldern. „Ich will mit diesem Waldrundgang im Knittlinger Schillingswald den Blick auf die Herausforderungen in der Waldbewirtschaftung lenken“, erklärt Stefanie Seemann, Abgeordnete der Grünen im Enzkreis zu Beginn der Tour. Eingeladen dazu hatte Seemann den Staatsekretär und Bevollmächtigten des Landes beim Bund und früheren Umweltstaatssekretär Dr. Andre Baumann. Mit dabei in der coronabedingt kleinen Gruppe waren auch Bürgermeister Heinz-Peter Hopp und der Fraktionssprecher der Alternativen Liste Knittlingen, Andreas Schwing. „Die ökologische Funktion unserer Wälder ist herausragend, aber gesunde Eichenbestände sind schon noch einmal eine andere Hausnummer“, stimmte der ehemalige Umwelt-Staatssekretär Andre Baumann zu Beginn der Waldbegehung ein. Eichenwälder seien eben nicht nur Holzlieferanten, vielmehr seien sie auch mehr als alle anderen Bäume Lebensraum einer Vielzahl von Tieren wie Spechte, Eulen, Fledermäuse, aber auch bodennah lebender Tiere.

Die Tour führte zu einem abgezäunten Bereich, auf dem vor wenigen Jahren ein erheblicher Teil der Eichen herausgenommen worden war. Der promovierte Biologe Baumann betonte die Wichtigkeit ökologisch nachhaltiger Waldwirtschaft und der Naturverjüngung, bei welcher der Mensch höchstens nachhelfen dürfe, etwa durch behutsamen so genannten Schirmeinschlag. Hierbei werde nur so viel Holz entnommen, dass die Kronen noch einen Schutzschirm für die Jungbäume und den Boden bilden. Bedeutsam sei auch, eine gute Mischung zuzulassen an widerstandsfähigen Arten wie Hainbuche oder Elsbeere. Aber auch eine gute Mischung an jungen und alten Bäumen fördere die Widerstandsfähigkeit der Wälder insgesamt.

Bürgermeister Hopp zeigte sich als Fan einer solchen Waldwirtschaft. Er machte deutlich, dass die Gemeinde sich vor zwei Jahren bewusst dafür entschieden habe, das Gebiet für die Eichenverjüngung einzuzäunen, weil dadurch die üblicherweise verwendeten Plastikschutzröhren nicht mehr notwendig seien. Diese seien oft nach einem ersten kräftigen Sturm als Plastikschnippsel überall anzutreffen.

Stadtrat Andreas Schwing, der in die Vorbereitung der Veranstaltung eingebunden war und die Route ausgesucht hatte, war froh, aus diesem Gespräch wichtige Erkenntnisse gewonnen zu haben für die anstehenden Entscheidungen zur Bewirtschaftung im Knittlinger Gemeindewald.

„Die Entscheidungen für die Forstwirtschaft, die jetzt getroffen werden, haben Auswirkungen auf die Wälder der nächsten 50, 60 Jahre“, betont Baumann.

„Wir brauchen eine ökologische Waldwende, bei der der Wald als Kulturgut, Wasserspeicher, Luftfilter und Lebensraum für Pflanzen und Tiere im Vordergrund steht. Die ökonomische Nachhaltigkeit muss künftig hinter der ökologischen Nachhaltigkeit zurückstehen“, resümierte Stefanie Seemann.