MdL Seemann: „Ohne den großen persönlichen Einsatz der Mitwirkenden, wäre dieses dicht gewebte Hilfsnetz nicht denkbar. Wir verdanken ihnen nicht nur ein hohes Maß an Sicherheit, sie leisten auch einen enorm wichtigen Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt!“

Die Landtagsabgeordnete der Grünen, Stefanie Seemann, hat sich mit den Verantwortlichen für die Koordination der Notfallseelsorge im Enzkreis und Pforzheim, Regina Wacker und Pfarrer Hans Gölz-Eisinger zum Gespräch getroffen. Die Abgeordnete zeigt sich beeindruckt: „Die Engagierten in der Notfallseelsorge fangen Betroffene und Einsatzkräfte nach Not- und Unglücksfällen auf. Sie leisten akute Hilfe in psychosozialen Notfällen direkt vor Ort sowie in der Einsatzkräftenachsorge und bieten Unterstützung an. Es tut gut, zu wissen, dass niemand in solchen emotionalen Ausnahmesituationen alleine gelassen wird!“

Ein gelbes Sternenkreuz vor einem roten Kreis ziert die violette Einsatzkleidung der Notfallseelsorge. „Mittlerweile werden wir damit von Einsatzkräften an Unfallorten direkt erkannt, als Teil des Einsatzes zugeordnet und integriert,“ erklärt Gemeindereferentin Regina Wacker, Koordinatorin und Ansprechpartnerin der Notfallseelsorge im Enzkreis und Pforzheim, nicht ohne Stolz. Sie wertet dies auch als Anerkennung für die stetige Arbeit der Engagierten in den letzten 25 Jahren. „In dieser Zeit haben sich die Rettungs- und Hilfsdienste und die Notfallseelsorge eingespielt. Zudem sind wir eng mit den Kriseninterventionsteams von DRK Pforzheim-Enzkreis und den Maltesern Kämpfelbach verzahnt. Die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) hat sich zu einem komplexen System mit breiter Abdeckung entwickelt. Wir können uns immer auf einander verlassen. Damit können wir die Menschen, die unsere Unterstützung brauchen, bestmöglich auffangen“, erklärt Gölz-Eisinger. „Auch wenn wir die Feierlichkeiten unseres Jubiläums in diesem Jahr coronabedingt leider verschieben müssen, sind wir sehr froh über dieses Resultat.“

Die Notfallseelsorge in Baden-Württemberg ist ein ökumenisches Angebot der „vier Kirchen“, der beiden katholischen (Erz-)Diözesen Freiburg und Rottenburg-Stuttgart sowie der evangelischen Landeskirchen Baden und Württemberg. Dazu sind die Engagierten als Seelsorge-Fachberaterinnen und -berater bei ihren Feuerwehren vor Ort angegliedert, von denen auch Schutzausrüstung und Piepser gestellt werden. „Das Erzbistum Freiburg und die Diözese Rottenburg-Stuttgart finanzieren seit zwei Jahren meine Stelle als Referentin für Notfallseelsorge“, freut sich Wacker, deren Arbeit damals noch in der Aufbauphase ehrenamtlich erfolgte. „Auch die evangelische Kirche unterstützt mit Stellenanteilen. Pfarrerinnen und Pfarrer vertreten sich außerdem gegenseitig, damit Einsätze wahrgenommen werden können. Dennoch geht das Engagement aller Beteiligten weit darüber hinaus,“ ergänzt Gölz-Eisinger und verweist auf die vielen geleisteten Stunden und Einsätze zu jeder Tages- und Nachtzeit. Seemann, die auf ihrer diesjährigen Blaulicht-Sommertour auch die Rettungskräfte der unterschiedlichen Organisationen im Enzkreis besucht hat, hebt hervor: „Ohne den großen persönlichen Einsatz der Mitwirkenden, wäre dieses dicht gewebte Hilfsnetz nicht denkbar. Wir verdanken ihnen nicht nur ein hohes Maß an Sicherheit, sie leisten auch einen enorm wichtigen Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt!“

Über die Integrierte Leitstelle werden die Notfallseelsorge und die Kriseninterventionsteams zu bestimmten Notfällen, wie beispielsweise Großbränden oder der Überbringung von Todesnachrichten, direkt verständigt. In anderen Fällen entscheidet die jeweilige Einsatzleitung bzw. die Notärztin/ der Notarzt über eine Hinzuziehung. „Wir haben eine 24-stündige Rufbereitschaft, die wöchentlich neu organisiert wird. Dank unserer engagierten Kolleginnen und Kollegen von Notfallseelsorge und Kriseninterventionsteam können wir immer ein Zweier-Team zu den Einsätzen schicken. Das ist auch für unsere Leute vor Ort und die Nachbereitung wichtig,“ erklärt Wacker, die für die rund 130-150 jährlichen Einsätze auf einen Pool aus rund 50 PSNV-Mitarbeitenden zurückgreifen kann. Alle haben berufliche Erfahrung in der Arbeit mit Menschen, als Psychosoziale Fachkräfte oder Rettungskräfte, und sind zusätzlich gut auf die Gespräche in den Notfallsituationen vorbereitet. Nach einer Zeit der Hospitation, werden sie in neun vollen Tagen ausgebildet. Vier weitere Schulungstage kommen für die Mitarbeitenden in der Einsatzkräftenachsorge dazu, die sich auch monatlich zu Übungsabenden trifft. „Das kontinuierliche Üben der Gesprächssituation ist besonders wichtig, damit wir sicher und angemessen in den Besprechungen mit Einsatzkräften agieren können. Wir müssen immer wissen, auf welcher Gesprächsebene wir uns bewegen,“ so Gölz-Eisinger.

„Wichtig ist uns, dass wir unsere Hilfe konfessionsunabhängig anbieten. Der Bezug zu Religion wird in unseren Gesprächen nicht thematisiert, wenn nicht seitens der Betroffenen der Wunsch besteht. Wir sind da, um zu helfen und nicht zu missionieren“, erklärt Wacker. „Seit einiger Zeit bereichert unser Team eine muslimische Kollegin, die in bestimmten Situationen interkulturell vermitteln kann. Ein großer Gewinn für unsere Arbeit.“