Pressemitteilung:

MdL Seemann trifft die Gleichstellungsbeauftragten Klöpfer und Brückner

 

MdL Seemann: „Stereotype Rollenbilder sind ein gesellschaftliches Problem. Sie haben nicht nur Konsequenzen bei der Berufswahl von Mädchen und Jungen oder sind verantwortlich für diskriminierende Frauenlöhne. Sie sind auch Ursache von geschlechtsspezifischer Gewalt.“

 

Im Grundgesetz steht: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich“. Die Realität sieht zwischen Mann und Frau allerdings immer noch häufig anders aus. Obwohl Frauen noch nie so sichtbar waren wie heute, Bildungsabschlüsse und Erwerbsquoten gestiegen sind und sich auch die Zahl weiblicher Führungskräfte leicht erhöht hat, bekommen sie noch immer durchschnittlich für vergleichbare Arbeit weniger Geld als Männer. Frauen übernehmen einen Großteil der unbezahlten Haus-, Erziehungs- und Pflegearbeit. Ihre Erwerbsbiografien haben häufiger Lücken, wenn sie Auszeiten vom Job nehmen, um sich um die Familie zu kümmern, einem Minijob oder einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen.

Für eine tatsächliche Gleichstellung gibt es daher nach wie vor viel zu tun. „Im Grundgesetz ist in Art. 3, Abs. 2 verbrieft, dass der Staat die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern fördert und auf die Beseitigung bestehender Nachteile hinwirkt. Im Enzkreis und in Pforzheim haben wir glücklicherweise sehr engagierte Gleichstellungsbeauftragte, die seit Jahren eine sehr gute und kontinuierliche Arbeit leisten, um auf die Gleichstellung von Männern und Frauen hinzuwirken“, so Stefanie Seemann, Landtagsabgeordnete der Grünen, die sich zu einem fachlichen Austausch mit Susanne Brückner und Martina Klöpfer getroffen hat.

„Ein großer Erfolg ist ein kürzlich vom Pforzheimer Stadtrat mit großer Mehrheit gefällter Beschluss: die Europäische Charta für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene soll umgesetzt werden“, erklärt Susanne Brückner, Gleichstellungsbeauftragte in Pforzheim. Damit verpflichtet sich die Stadt, die in der Charta niedergelegten Aktionsfelder umzusetzen und innerhalb von zwei Jahren einen Gleichstellungs-Aktionsplan zu erarbeiten. In diesem sollen Ziele, Ressourcen, Prioritäten sowie ein Zeitrahmen für die künftige Entwicklung der Gleichstellung von Frauen und Männern festgelegt werden.

Auch im Enzkreis hat die Gleichstellung einen hohen Stellenwert. „Während die Richtlinien zur Chancengleichheit von Frauen und Männern der Gleichstellung innerhalb des Landratsamtes dienen, ist der Regionale Aktionsplan mit seinen Handlungsfeldern, Zielsetzungen und Maßnahmen auf den Enzkreis – eben regional – ausgerichtet“, erläutert die Gleichstellungsbeauftragte des Enzkreises, Martina Klöpfer.

Umso betrüblicher sei es, dass die Arbeit des Kompetenzzentrums „Arbeit und Diversität“ des Ministeriums für Soziales und Integration eingestellt werde, und mit ihm das Programm „familienbewusst & demographieorientiert“, einem mehrstufigen Verfahren zur Organisationsentwicklung. „Das Landratsamt Enzkreis war hier seit 2014 Programmstandort und wir können auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit zurückblicken,“ so Klöpfer. „Wir haben jedoch noch viele weitere Ansatzpunkte, um die Gleichstellung weiter zu fördern. Beispielsweise ermöglichen wir mit ‚MINT to go‘ an der Hochschule Pforzheim und in Unternehmen des Enzkreises einen Einblick für Schülerinnen in die Welt der Technik. Mädchen und junge Frauen über sogenannte MINT-Berufe zu informieren ist nicht nur wichtig – auch und nicht zuletzt, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken“, erklärte Klöpfer weiter und ergänzte: „Schülerinnen und Schüler zu Geschlechtervorstellungen zu sensibilisieren ist hier ein weiterer Baustein. Unlängst fand hierzu ein Projekt an der Schlossbergschule in Neuenbürg statt.“

„Wir dürfen nicht vergessen, dass stereotype Rollenbilder ein gesellschaftliches Problem sind. Sie haben nicht nur Konsequenzen bei der Berufswahl von Mädchen und Jungen oder sind verantwortlich für diskriminierende Frauenlöhne. Sie sind auch Ursache von geschlechtsspezifischer Gewalt, wie die UN-Kommission zur Stellung der Frau bereits 2013 klar herausgearbeitet hat. Um dieser entgegenzuwirken, müssen auch weiterhin Rollenbilder in unserer Gesellschaft hinterfragt werden“, so Seemann und ergänzte: „Gewalt gegen Frauen ist leider nach wie vor sehr verbreitet. Diese wird hauptsächlich im sozialen Nahraum verübt. Oft werden Familienmitglieder, Arbeitskollegen oder Bekannte übergriffig. In der Presse liest man darüber wenig, weil die Straftaten aus Scham nur selten angezeigt werden.“

„Bei der Fahnenaktion vergangenen Freitag haben wir gemeinsam auf diese Problematik aufmerksam gemacht und auf die medizinische Soforthilfe nach einer Vergewaltigung sowie die Möglichkeit der vertraulichen Spurensicherung hingewiesen: Im HELIOS Klinikum können Frauen, die Opfer einer Vergewaltigung wurden, sich medizinisch versorgen lassen“, so Brückner. „Die sichtbaren Spuren eines sexuellen Übergriffs sind oft nicht lange nachweisbar. Aus dieser Erfahrung heraus bietet das Klinikum in Pforzheim die Möglichkeit, die Spuren direkt nach der Tat ohne Einschaltung der Polizei zu sichern und aufzubewahren. Danach besteht ausreichend Zeit, sich für oder gegen eine Anzeige zu entscheiden“, erklärt die Pforzheimer Gleichstellungsbeauftragte weiter. Möglich sei dies dank der Kooperation verschiedener beteiligter Stellen.