Was bedeutet Heimat? Diese Frage war Thema in einem Gespräch der Landtagsabgeordneten Stefanie Seemann (Grüne), ihrem Gast, der Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) und zahlreichen Teilnehmenden in ihrem digitalen Salon. Muhterem Aras ist der Frage „Heimat. Kann die weg?“ erst kürzlich in einem Gespräch mit dem Soziologen Professor Hermann Bausinger nachgegangen, das in einem Buch veröffentlicht wurde. Darin geht sie auch auf ihre eigene Biografie und Fragen der Integration ein.

Seemann erinnerte in ihrer Begrüßung daran, dass der 23. Februar nicht nur der Gedenktag für die Bombardierung Pforzheims und der Opfer dieser schrecklichen Nacht ist. Sie bedauerte und verurteilte auch, dass seit Jahren Rechte diesen Tag für ihre kruden Ideologien nutzen und eine menschenverachtende „Fackelmahnwache“ auf dem Pforzheimer Wartberg inszenieren. „Den Begriff Heimat dürfen wir nicht den Rechten überlassen, er muss immer wieder und aufs Neue mit positiven Emotionen definiert werden“, findet Aras. Die Menschen brauchen einen Wertekompass, um sich zu orientieren. Unser Grundgesetz ist auf Vielfalt angelegt und gilt für alle Menschen. “Das ist wunderbar!“ so Aras. Für sie als alevitische Kurdin, die in ihrer ehemaligen Heimat weder ihre Religion ausüben noch ihre Sprache sprechen durfte, ist unser Grundgesetz gelebte Verfassung und Freiheit. Wir sollten daher offen sein für alle, die sich mit den Werten dieser Gesellschaft und unserem Grundgesetz identifizieren und zwar unabhängig von ihrer jeweiligen Herkunft.

Selbst als Zwölfjährige nach Deutschland gekommen, fühle sie sich schon lange als Stuttgarterin, Baden-Württembergerin, Deutsche, Europäerin, Weltbürgerin. Heimat sei, wo Familie und Freunde leben, Heimat sei ein Wohlfühlort, meint Aras.

In der anschließenden Diskussion definierten die Teilnehmenden ihre Sicht von Heimat. “Heimat ist, wo das Sofa meiner Eltern stand“, war hier eine kurze, aber eindrückliche Beschreibung des Begriffs. 

Ein Gemeinschaftskundelehrer machte die Feststellung, dass immer mehr seiner Schülerinnen und Schüler sich eher als Europäerinnen und Europäer definieren und die engere Heimat der Jugendlichen, also dort wo man aufgewachsen ist, im Zusammenhang mit „Heimat“ an Bedeutung verliere.

Heimat brauche Offenheit, Gemeinsinn und Verantwortung. Allem voran stehe der Artikel eins des Grundgesetzes „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Das gelte für alle, und nicht nur für diejenigen, die hier geboren sind, ergänzt Seemann und schließt: „Es ist wichtig, diese Positionen und Werte an junge Menschen weiterzugeben. Mit der Jugend müssen gerade vor dem Hintergrund der Geschehnisse des 23. Februars 1945 auch solche sperrigen Themen besprochen werden.“